Meinung

Der Feminismus hat ein Imageproblem

Oft wird der Begriff Feminismus in einem Zusammenhang verwendet, der das Ziel verfehlt.


Hamid Yazdani wünscht sich Vernunft als leitendes Prinzip unseres Sozialverhaltens. (Bild: AdobeStock)

Von Hamid Yazdani, Iran

Hamid Yazdani hat im Iran für Menschenrechte und die Rechte der Frauen gekämpft. Er war deswegen inhaftiert und musste das Land verlassen. Er wohnt in Berneck.


Dieser Artikel ist eine Kritik am Feminismus, und zwar am Feminismus, wie ihn die Allgemeinheit oft versteht. Die Rede ist sozusagen vom volkstümlichen Feminismus. Dieser steht – im Gegensatz zu Protest- und Befreiungsbewegungen– für die Rechte der Menschen.

In der Umgangssprache wird Feminismus oft von einer Bewegung zur Verteidigung der Frauenrechte (im Sinne der Menschenrechte) umgedeutet zu einer Bewegung zur Verteidigung der Frauen.

Doch für seine Rechte einzustehen, bedeutet eben nicht, seine Persönlichkeit, sein Verhalten oder seinen eigenen Glauben zu verteidigen. Jeder soll auf seine Rechte bestehen dürfen. Niemand soll sich für seine Persönlichkeit rechtfertigen müssen.

«Weiblichkeit» ist keine Tugend

Der volkstümliche Feminismus stellt den Begriff «Weiblichkeit» der «Männlichkeit» gegenüber.

Aber eigentlich müsste der Feminismus doch dem Konzept der «Weiblichkeit» widersprechen. Die Kategorien «weiblich» oder «männlich» können doch gar keine Werte oder Tugenden enthalten. Ist es nicht überhaupt eine Bosheit, zu behaupten, dass das Verhalten und die Persönlichkeit einer Person von ihrem eigenen Geschlecht beeinflusst sei?

Unser oberstes Ziel sollte doch sein, dass unser Sozialverhalten und unser Gesellschaftssystem auf Vernunft beruhen – und nicht auf Kategorien wie Herkunft, Geschlecht oder Aussehen (oder alle anderen Merkmale, die unsere Freiheit wesentlich einschränken).

Es geht deshalb auch nicht darum, die Weiblichkeit unter dem Namen der Frauenverteidigung zu rühmen.

Der Konflikt zwischen
Mensch und Geschlecht

Im Gegenteil muss die «Weiblichkeit» genau wie die «Männlichkeit» kritisiert werden. Frauen und Männer halten so sehr an diesen Kategorien fest, dass sie als abnormal betrachtet werden, wenn ihr Verhalten nicht mit diesen Klischees übereinstimmt. Der volkstümliche Feminismus kümmert sich nicht um diese Probleme, er ist sogar ein Teil davon. Denn er erkennt nicht, dass der Hauptwiderspruch darin besteht, den Konflikt zwischen «Mensch» und «Geschlecht» zu beseitigen.


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